Österreichs Musikschaffende und ihre Facebook-Likes
Österreichs Musikschaffende und ihre Facebook-Likes Beschreibung, Rangreihung, Vergleich zweier Zeitpunkte & Analyse nach Herkunftsland
1. Abstract
Wer sind aktuell auf Facebook die beliebtesten Österreichischen Musikschaffenden? Gab es im Lauf des Jahres bedeutsame Verschiebungen? Aus welchen Ländern kommen die Fans? Inwieweit taugen Facebook-Likes als Gradmesser von Popularität? Um diese Fragen zu beantworten wurden mithilfe der SRA-Community jene heimischen Musikschaffenden ermittelt, deren Facebook-Seiten die meisten Likes aufweisen. Anfang 2016 (Jänner; bzw. umfassender im Februar) wurde eine erste Rangreihung erstellt. Um einen Längsschnittvergleich zu ermöglichen wurde gegen Ende des Jahres (November) eine weitere Erhebung durchgeführt. Weiters wurden die Likes mithilfe des Facebook-Like-Check, einem Analyse-Tool von Felix Beilharz, auf die Verteilung hinsichtlich der Herkunftsländer analysiert. Die Ergebnisse zeigen: Österreichs beliebteste Musikschaffende auf Facebook sind sehr heterogen. Sie setzen sich zusammen aus verschiedenen Formationen, vom DJ bis zur mehrköpfigen Band, und decken viele etablierte Genres ab, von Schlager über Pop und diversen Spielarten elektronischer Musik bis Black Metal. Die Analyse der Herkunft der Likes deutet im Wesentlichen auf drei Cluster hin: Vorwiegend heimische Fanbase, vorwiegend deutschsprachiger Raum sowie internationale Fanbase. Das Spitzenfeld des Rankings erreichen nur Jene, die den letzten beiden Clustern zuzuordnen sind, insbesondere Jene mit internationaler Fanbase. Der Längsschnittvergleich zeigt, dass die Anzahl der Likes in der Regel zunimmt, seltener aber auch der gegenteilige Trend einsetzt. (Um den Verlauf der Facebook-Karrieren der Musikschaffenden sichtbar zu machen muss erst ein Analyse-Tool mit engmaschigeren Erhebungen entwickelt werden.) Aus den deskriptiven Statistiken kann man herauslesen, dass es in Österreich im musikwirtschaftlichen Sinn strukturstarke und strukturschwache Bundesländer gibt. Allgemeine Statistiken u.a. zur Demografie der Facebook-User helfen, den Geltungsbereich der Ergebnisse einzugrenzen.
2. Methode
Die Anzahl der Likes einer Facebook-Seite ist öffentlich einsehbar. Mit mobilen Geräten, wie Smartphones, hat man quasi immer und überall Zugriff auf diese Daten. Um einen Überblick zu schaffen über die auf Facebook beliebtesten Österreichischen Musikschaffenden wurden lediglich die Likes der Facebook-Seiten an zwei Stichtagen gezählt und verglichen. Die komplexeste mathematische Operation die zur Anwendung kam war simple Prozentrechnung. In einem ersten Schritt mussten jene heimischen Musikschaffenden identifiziert werden, deren Facebook-Seiten die höchste Anzahl an Likes aufweisen. Die erste Auswahl basierte auf der Expertise der Mitarbeiter des SRA Archiv österreichischer Popularmusik und mündete im Jänner 2016 in eine Vorstudie. Dank Hinweisen aus der SRA-Community konnten blinde Flecken minimiert werden. Am 16.02.2016 fand eine Erhebung der Anzahl der Likes der betreffenden Facebook-Seiten statt. Daraufhin wurden eine Rangreihung der Musikformationen entsprechend der Anzahl der Likes ihrer Facebook-Seiten erstellt. (vgl. dazu den Artikel „Like Fendrich – Österreichs beliebteste Musikschaffende auf Facebook“ auf www.sra.at) Um einen Längsschnittvergleich zu ermöglichen fand am 13.11.2016 eine weitere Erhebung und Rangreihung statt. Die Daten vom November wurden jenen vom Februar gegenübergestellt um absolute und relative Veränderungen der Anzahl der Likes sichtbar zu machen. Um die Herkunft der Likes zu analysieren wurde der Facebook-Like-Check verwendet - ein Online-Tool von Felix Beilharz. Dieses Tool sortiert die Likes einer Facebook-Seite nach ihren Herkunftsländern und gibt ein Kreisdiagramm mit der prozentualen Verteilung aus. Die untersuchten Seiten wurden zu drei Cluster gruppiert: Kommen mehr als 50% der Likes einer Seite aus Österreich wurde diese der Gruppe „Überwiegend heimische Fanbase“ zugeordnet, bei in Summe über 50% Likes aus Österreich, Deutschland und Schweiz der Gruppe „Überwiegend Fanbase im deutschsprachigen Raum“ und alle übrigen Seiten der Gruppe „Überwiegend internationale Fanbase“. Diese Erhebung fand am 8.11.2016 statt, jene für Falco nachträglich am 20.11.2016. Eine stichprobenartige Überprüfung am 27.11. zeigte: die absoluten Zahlen der Likes können sich schnell ändern, die relative Verteilung der Herkunftsländer bleibt aber weitgehend stabil. Bei dem Großteil der überprüften Seiten blieb die Verteilung unverändert, bei einigen wenigen gab es Verschiebungen um 0,1%. Die Fanseite von Udo Jürgens scheint nicht auf, da das Analyse-Tool dazu keine Daten liefern kann, eventuell, weil die Seite von Facebook nicht verifiziert werden konnte. Vermutlich zählt Udo Jürgens zum Cluster „Fanbase im deutschsprachigen Raum“. Als letzten Schritt wurde für jedes Bundesland ein Index errechnet, der anzeigen soll, wie strukturstark das jeweilige Bundesland ist in Hinblick auf die Hervorbringung von Stars auf Facebook. Dazu wurden die Gesamtzahlen der Likes von den Facebook-Seiten Musikschaffender aus den jeweiligen Bundesländern ins Verhältnis zur Einwohnerzahl der entsprechenden Bundesländer gesetzt. Die im Ausland lebenden Musikschaffenden wurden dem Bundesland zugeordnet in dem sie geboren sind. Soweit bekannt, wurde der aktuelle Lebensmittelpunkt der heimischen Musikschaffenden herangezogen.
2.1 Auswahl der Facebook-Seiten Mithilfe der SRA-Community wurden die populärsten Facebook-Seiten musikschaffender Formationen mit Österreichbezug ermittelt. Diese Kriterien waren dabei entscheidend: Der Österreichbezug muss gegeben sein, und es muss sich um eine Facebook-Fanseite handeln. Als drittes Kriterium gilt allgemein „Musik machen“, sei es als Produzent, Band, Einzelinterpret oder DJ. Die spezifischen Genres sind dafür nicht von Bedeutung. Fanseiten: Österreich-Bezug: Genres: (Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Liste unvollständig ist. Sollten Sie von einem heimischen Musikprojekt wissen, dass trotz hinreichend hoher Anzahl Facebook-Likes hier nicht aufscheint, zögern Sie bitte nicht, das SRA zu informieren unter office@sra.at)
3. Ergebnisse
Dieses Kapitel präsentiert nun diverse Zahlen, (Torten)-Diagramme und Statistiken.
DJ Mosaken steht auch bezüglich der absoluten Veränderungen der Likes an der Spitze. 185.906 neue Likes konnte er seit Februar lukrieren - rund doppelt so viel wie RAF Camora und Andreas Gabalier, die an zweiter bzw. dritter Stelle stehen. Udo Jürgens, Chakuza, Camo & Krooked, Die Vamummtn, Wendja, A.G. Trio, Trackshittaz und Conchita Wurst mussten Einbußen ihrer Likes hinnehmen. Den größten Verlust in absoluten Zahlen verzeichnet Conchita Wurst mit -23.457 Likes.
3.2.2. Relative Veränderung der Likes Die prozentuelle Veränderung im Vergleich zur Februar-Erhebung liefert wohl die anschaulichste Kennzahl in Hinblick auf die Frage, für welche Musikschaffenden 2016 ein besonders gutes Jahr war für ihre Fanseiten. Spitzenplätze signalisieren einen starken Aufwärtstrend und es ist zu erwarten, dass auch 2017 noch viele neue Likes dazu kommen werden.
RAF Camora führt das Feld an, dicht gefolgt von Seiler & Speer, beide mit mehr als 47% Zuwachs. Auch für Wanda war 2016 ein gutes Jahr mit 29.28% mehr Likes. Conchita Wurst hat in absoluten Zahlen zwar mit viel Abstand am meisten Likes verloren, aber relativ zu der stattlichen Anzahl an Likes sieht der Verlust milder aus: Die Anzahl der Likes ist um 2.50% gesunken im Vergleich zur Februar Erhebung. A.G. Trio (-2.59%), Trackshittaz (-3.10%) und Wendja (-3.26%) hatten anteilsmäßig höhere Verluste.
Mit dem Facebook-Like-Check, einem Online-Tool
von Felix Beilharz, wurden die Likes
der Fanseiten nach deren Herkunftsländer analysiert.
3.3.1. Neue Rangreihung nach Facebook-Likes aus Österreich Bei dieser Rangreihung wurden die Top 50 Facebook-Seiten entsprechend der Anzahl der aus Österreich stammenden Likes neu gereiht. Dies spiegelt aber nicht die Top 50 der in Österreich beliebtesten Österreichischen Musikschaffenden wider. Dazu müsste gesondert eine Erhebung durchgeführt werden, in der dann vermutlich häufiger bekannte Namen aus den Genres Austropop, Volkstümliche Musik und Schlager aufscheinen, beispielsweise Rainhard Fendrich, Die Seer oder Simone Stelzer, die allesamt knapp nicht Teil der Top 50 geworden sind.
3.3.2. Gruppierung nach Fanbase Die 50 Fanseiten, die Gegenstand dieser Arbeit
sind, wurden hinsichtlich der Herkunftsländer der Likes mit dem
Facebook-Like-Check analysiert, einem Online-Tool von Felix Beilharz, und
anschließend zu drei Cluster gruppiert: „Überwiegend heimische Fanbase“,
„Überwiegend Fanbase im deutschsprachigen Raum“ sowie „Überwiegend
internationale Fanbase“. Die 50 Spitzenreiter auf Facebook sind sehr heterogen, auch in Hinblick auf die Zusammensetzung ihrer Fanbase: 18% der Musikformationen haben ihre Fanbase vorwiegend im Inland, für 36% ist der deutschsprachige Markt am wichtigsten, 50% bedienen ein überwiegend internationales Publikum, zu 2% gibt es keine Angabe.
Überwiegend heimische Fanbase Sechs von den Top 50 Musikformationen haben ihre Fans größtenteils im Inland:
Die vier Letztgenannten singen bzw. rappen im Dialekt, was die Reichweite offenbar tendenziell auf Österreich eingrenzt. Julian Le Play bedient sich zwar eines Bundesdeutsch anmutenden Idioms, hat seine Fans aber vorrangig in Österreich.
Überwiegend Fanbase im deutschsprachigen Raum
Fast Alle bedienen sich der deutschen Sprache. Ausnahmen sind Left Boy, der in den USA residiert und auf Englisch singt bzw. rappt, Darius & Finlay, die für ihre Produktionen englischsprachige Lyrics verwenden, sowie Niereich, dessen instrumentaler Techno in Deutschland auf fruchtbaren Boden fällt.
24 Formationen haben eine Fanbase in vielen, über den Globus verteilten Ländern:
4. Interpretation der Ergebnisse Wer sich lange mit der Internetpräsenz zeitgenössischer heimischer Musikschaffender auseinandersetzt kann sich des Eindrucks nicht erwehren, Facebook gehöre einfach dazu, vielmehr noch als eine eigene Homepage oder Accounts bei anderen sozialen Netzwerken, wie YouTube, Soundcloud, Bandcamp, Instagram und andere. Besonders Interessant am Ergebnis ist, dass es in einigen Subkulturen Musikformationen gibt, die, obwohl international sehr erfolgreich, in Österreich kaum Beachtung finden. Von Menschen außerhalb der Szene werden sie kaum wahrgenommen, vom Musikjournalismus weitgehend ignoriert. Der Diskurs über Produktionen aus solchen Subkulturen findet in erster Linie innerhalb der jeweiligen Subkultur statt, wie hier kurz skizziert: Zum Genre Drum’n’Bass gibt es eine Fülle einschlägiger Magazine, wie das Britische Kmag, das Onlinemagazin future-music.net aus Deutschland oder bis 2008 das Österreichische Resident Magazin, in denen sich auch Plattenkritiken finden. Auch Preisverleihungen gibt es, beispielsweise die Drum’n’Bass Awards, die Drum’n’Bass Arena Awards oder die North American DNB Awards.
4.1. Demographie und Nutzungsverhalten der Facebook-Nutzer Um die Bedeutung der Ergebnisse einzugrenzen hilft ein Blick auf die Demographie der Facebook-Nutzer und deren Nutzungsverhalten:
Das Social
Media Radar Austria gibt für Österreich folgende Verteilung nach Altersgruppen an (Stand:
August 2016):
Der Altersdurchschnitt der Facebook-Nutzer steigt jedenfalls, während junge Menschen scheinbar einen zunehmend diversifizierten Umgang mit sozialen Netzwerken pflegen und öfter Konkurrenzprodukte, wie Snapchat und Instagram bevorzugen. 4.2. Facebook-Likes als Gradmesser für Popularität Trotz der beeindrucken hohen Anzahl der aktiven
Nutzer von Facebook sind die Ergebnisse eventuell nicht repräsentativ für die
Gesamtbevölkerung, da es systematischen Bias gibt. Zum einen gibt es leichte
Gender-Effekte, sowie bedeutsame Kohorten-Effekte. Das Segment der älteren
Menschen ist von Facebook noch nicht so weit erschlossen wie andere, und für
die Präferenzen der jüngsten Menschen liefert Facebook einen weniger guten
Gradmesser, da die Jungen einen diversifizierteren Umgang mit sozialen Medien
pflegen und teilweise auch von Facebook abwandern. Gerade in Bezug auf Social-Media-Hypes sind Kennzahlen, wie die Anzahl der Likes einer Facebook-Fanseite, gute Indikatoren. In der vorliegenden Liste der Top-50 Fanseiten lassen sich Beispiele finden für Musikformationen, die zuerst vornehmlich in sozialen Medien aktiv waren, wohingegen die Professionalisierung in Form von Konzerten und Verkauf von Tonträgern erst später stattfand. Die HipHop-Gruppe Die Vamummtn veröffentlichten Videos auf YouTube und konnten damit eine Fanbase aufbauen, groß genug um Konzerthallen zu füllen. Klangkarussell, HVOB und MÖWE eint, dass sie zuerst ihre Musik auf Soundcloud gratis zur Verfügung stellten, bevor sie von Oliver Koletzki für sein Label Stil vor Talent rekrutiert wurden. Dies zeigt die Musikwirtschaftliche Relevanz von Social-Media-Phänomenen, denn was in sozialen Medien beliebt ist, kann unter Umständen auch außerhalb davon Beliebtheit generieren und vermarktet werden. Für die Musikwirtschaft bleiben die wichtigsten Indikatoren wohl Verkaufszahlen, Chart-Platzierungen von Tonträgern, Radio-Airplay und andere klassische Kennzahlen. In Zeiten, in denen Musik zunehmend gratis zur Verfügung gestellt wird oder via Streaming-Flatrate-Angebote den Weg zu den Rezipienten findet, verlieren Verkaufszahlen als Indikator für Popularität aber an Bedeutung. Im positivistischen Sinne bedeutet eine bestimmte Anzahl an Likes einer Fanseite schlicht, dass entsprechend viele Facebook-Profile ein Like hinterlassen haben. Oft stehen hinter solchen Profilen aber keine Menschen, die damit ihre Sympathie ausdrücken möchten. In den letzten Jahren hat sich ein Geschäftsfeld etabliert in dem Facebook-Likes gekauft werden können. Vor diesem Hintergrund ist nicht nur die Verallgemeinerung der Bedeutung der Facebook-Likes schwierig, ja selbst die Aussage, ein Facebook-Like stünde für die Sympathiebekundung des Menschen hinter dem entsprechenden Profil, ist nicht uneingeschränkt gültig.
Felix Beilharz nennt folgende Länder, in denen angeblich schwungvoller Handel mit Facebook-Likes betrieben wird: Brasilien, Indonesien, Philippinen, Türkei und Indien. Zwar könne man in vielen Ländern Fake-Likes kaufen, jedoch seien diese in Industrieländern deutlich teurer, weshalb sich der Markt mit den Likes insbesondere in Schwellenländern durchsetze. Neben ungewöhnlichen Schwerpunkten der Likes in Gebieten die untypisch sind für das Produkt nennt Felix Beilharz weitere Signale, anhand derer man gekaufte Likes erkennen könne: Geringe Useraktivität, also nur ein kleiner Teil der Fans einer Seite interagiert mit Beiträgen, sowie ungewöhnliche Fanprofile, etwa ohne Profilbild, sonstige Inaktivität. Letztlich liefert die Verfolgung der Facebook-Likes und aber nur Indizien. Zwei Facebook-Seiten heimischer Interpreten waren bei der Analyse der Likes nach Herkunftsländer auffällig: Die Fans der Facebook-Seite von Laura Kamhuber
kommen zu 58.4% aus Brasilien, gefolgt von 5.5% aus den Philippinen. Erst an
dritter Stelle scheint Österreich auf mit 5.1%. Weitere große Gruppen an Fans
kommen aus Deutschland (2.9%), USA (2.7%), Mexico (2.7%), Venezuela (1.7%),
Thailand (1.5%), Kolumbien (1.4%), Italien (1.2%), Indonesien (1.1%) und
Vietnam (1.1%). Sehr ungewöhnlich ist, dass aus der Schweiz, die für volkstümliche
Musik aus Österreich ein wichtiger Absatzmarkt ist, lediglich 303 Likes
kommen (das entspricht 0.3% der Gesamtanzahl) während im Vergleich stattliche
766 der Likes aus Angola stammen (0.9%). Die Facebook-Seite wird auf Deutsch
geführt, Laura Kamhuber singt in der österreichischen Landessprache und
tritt vorrangig in Österreich und im deutschsprachigen Raum auf. Allerdings gibt es auf der Facebook-Seite auch Beitragsinteraktionen in Form
von Kommentaren auf Englisch, Portugiesisch und Spanisch, sowie regelmäßig
Likes für Beiträge auf der Seite von Usern mit lateinamerikanisch anmutenden
Profil-Namen. Und es existiert ein Laura-Kamhuber-Fanclub in Brasilien, der
auch eine eigene Facebook-Seite betreibt.
Quelle: Screenshot vom 8.11.2016 von https://felixbeilharz.de/like-check/ Die Herkunft der Fans der Facebook-Seite des Psytrance-Produzenten
Materia wirkt auf den ersten Blick ebenfalls ungewöhnlich: ein Großteil
der Fans kommt aus Mexico (37.9%) und Brasilien (30.8%), gefolgt von
Deutschland (10.7%) und Österreich (3.5%). Weitere größere Fraktionen kommen
aus Portugal (2.1%), Indien (1.8%), Griechenland (1.4%), Südafrika (1.2%)
Serbien (1,2%) und Italien (1.1%). Bei näherer Betrachtung wirkt die Verteilung aber nachvollziehbar. Die Psytrance-Szene
ist in den genannten Ländern sehr groß. (Ein Blick in den weltweiten Veranstaltungskalender von Goabase mag dies
verdeutlichen.) Außerdem dürfte Materia gut vernetzt sein mit der Szene
in Mexico und Brasilien. In beiden Ländern ist Materia 2016 schon
aufgetreten, in Mexico zweimal. Das Label 24/7 Records, über das Materia
bevorzugt veröffentlicht, hat auch einige Releases von Produzenten aus Mexico
und Brasilien im Katalog, darunter Kollaborationen von Materia mit
Produzenten aus Mexico bzw. Brasilien.
4.3. Strukturschwache und strukturstarke Bundesländer Manche Regionen des Landes bieten für Musikschaffende ein besseres Umfeld als andere. Insbesondere in Ballungsräumen und Städten findet man genug Publikum und Infrastruktur, wie Tonstudios und Plattenfirmen. Zwar gilt das wohl nicht für alle Musikschaffenden in selben Maße, und durch das Aufkommen des Internet nahm die Wichtigkeit der physischen Nähe zu Publikum und Institutionen ab, dennoch lässt sich anhand der vorliegenden Erhebung zeigen, dass es Bundesländer gibt, die für Musikschaffende offenbar ein besseres Umfeld bieten als andere. Um dies zu illustrieren wurde für jedes Bundesland
ein Index errechnet, der die Gesamtzahl der Likes ihrer dort residierenden bzw.
von dort stammenden Musikschaffenden ins Verhältnis setzt zur Einwohnerzahl des Bundeslands. Dem Index sollte
man aber nicht zu viel Bedeutung beimessen, weil viele Musikschaffende im Lauf
der Jahre migrieren, sowohl innerhalb Österreichs als auch ins Ausland. Die im
Ausland lebenden wurden dem Bundesland zugeordnet in dem sie geboren sind.
Soweit bekannt, wurde der aktuelle Lebensmittelpunkt der heimischen
Musikschaffenden herangezogen, beispielsweise Wien für die Band Bilderbuch,
die bis 2008 als Niederösterreichische Band galt. Aufgrund dieser Migrationen
und wegen der Beschränkung auf die Top 50 des Landes ist der Index nicht
sonderlich belastbar und eher als grobe Schätzung zu sehen.
Wien (2.91), Salzburg (2.33) und Oberösterreich
(1.47) haben einen Index größer als 1. Das heißt, die Stars dieser Bundesländer
konnten zusammen mehr Facebook-Likes lukrieren als es Einwohner im
entsprechenden Bundesland gibt. Für die Bundeshauptstadt ist der Befund wenig
überraschend, dass der Index für Salzburg so hoch ausfällt hingegen schon. Mit
nur rund 545.7000 Einwohnern zählt Salzburg zu den kleineren Bundesländern.
Dennoch schafften es einige Formationen aus Salzburg in das Top 50 Ranking,
teilweise auf hohe Positionen. Bundesländer mittlerer Strukturstärke Steiermark (0.70), Tirol (0.62), Kärnten (0.23) und
Niederösterreich (0.21) weisen einen Index zwischen 0 und 1 auf. Den hohen
Index verdankt die Steiermark vor allem Andreas Gabalier, dessen
Facebook-Likes 82.5% der Gesamtzahl ausmachen. Der Index von Niederösterreich
hingegen unterschätzt vermutlich das Potential des Bundeslands, da mindestens
eine Band nach Wien migriert ist. Strukturschwache Bundesländer Vorarlberg und Burgenland haben beide einen Index
von 0, da keine Musikformation aus diesen Bundesländern im Ranking vertreten
ist. Für Burgenland wäre eine naheliegende Erklärung, dass Musikschaffende
lieber ins nahe, strukturstarke Wien abwandern. PopNet 2016 - Update Der Austausch am PopNet Symposion 2016 war sehr fruchtbar, sowohl für das SRA allgemein, als auch für die hier präsentierte Arbeit. Neben wertvollen Anregungen und Hinweisen auf vergessene Musikformationen (insbesondere bezüglich Klassik haben wir einen blinden Fleck) war eine Erkenntnis besonders wichtig: Um die Automatisierung der Erhebung brauchen wir uns nicht mehr kümmern - es gibt sie bereits! The Gap ist uns zuvor gekommen mit ihrem Musicmeter. Dieses Tool kann aber noch mehr und wird in naher Zukunft in einem Artikel vorgestellt werden.
Text, Diagramme & Recherche: Sebastian Parzer | restl. Abbildungen: siehe Quellenangabe | edit: Werner
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