Victims - Das Projekt Experimentalfilm und Tongestaltung der besonderen Art

Originalfilm-Privatsequenzen aus dem bedeutungsvollen Geschichtsjahr 1938 in einer künstlerischen Bearbeitung von Nino Strohecker, Didi Bruckmayr und Wolfgang Dorninger nähert sich der Frage nach Opfern an und gewährt Einblick in den Alltag der ÖsterreicherInnen vor 70 Jahren.

Victims - der Experimentalfilm von Nino Strohecker, setzt sich aus einem 16-mm-Schwarzweiß-Stummfilm aus dem Jahre 1938 zusammen. Dieses Footage stammt von einer Privatperson und gilt als Dokument des Alltags während des "Anschlusses" und dem Beginn des zweiten Weltkriegs. Die Sequenzen sind verhältnismäßig kurz (Filmmaterial war damals teuer), sie zeigen Mensch und Natur in Einklang und doch weiß die/der BetrachterIn um die verherrende Veränderung, hinter der Idylle vor sich ging.

 

Aufwendig wurde dieses Originalmaterial von den drei Künstlern - neben Strohecker waren Didi Bruckmayr (Stimme) und Wolfgang Dorninger (Musik) an dem Projekt beteiligt - bearbeitet und in einen neuen Kontext gestellt:

Sieht man all die scheinbar glücklichen, lächelnden und stolzen Gesichter der ÖsterreicherInnen, so drängt sich die Frage auf, inwiefern diese 23-Minuten-Bilderflut (16.000 Einzelbilder) die zurechtgerückte Rolle der Victims bestätigen. Wodurch wird man zu einem Opfer und in welchem Maße zieht sich dieses Gefühl durch die Geschichte?

Die künstlerische Umsetzung begann durch das Scannen jedes Einzelbildes (das Originalmaterial sollte nicht beschädigt werden). Danach wurden die Bilder zusammengesetzt, 12 Einzelbilder (statt 24-30) pro Minute sollten das Gefühl eines historischen Film beibehalten.

"Die Art der künstlerischen Umsetzung mit der Entfremdung und Wiederholung des Materials und der Komposition mit einer zerdehnten, rhythmisch versetzten, inhaltlich losgelösten, nonverbalen Stimme Bruckmayrs schafft für die Betrachter einen Raum für einen inneren Dialog.[...]

Ziel der Vertonung ist es nicht eine „System“stimme zu strapazieren, sondern die Stimme des Einzelnen zu hören: Die anonyme, verstellte Stimme des Denunzianten, die Stimme der Mitläufer, die Stimme derer, die euphorisch ihre Stimme verschenkten, die verstummende Stimme der Verfolgten, die geheime Stimme des Widerstands oder die verwurzelte Stimme, die in der Heimat fremd wurde." (Filmbeschreibung)

70 Jahre nach der Entstehung der Originalbilder schafft die Bearbeitung durch Entfremdung, Wiederholung, Rhythmus, Verfremdung und Idylle eine interessante Annäherung an die Thematik der "Victims" und der immer noch relevanten Aufarbeitung und Vergangenheitsbewältigung.

Trailer anzusehen auf: http://www.victims.at/

Offizielle Filmbeschreibung: http://www.moviemento.at/data/filminfo/I_9980.HTM

Premiere des Experimentalfilms findet am 12.März 2008 im Moviemento (Linz) um 19.00 & 20.00 Uhr statt.