LINZ TEXAS Eine Stadt mit Beziehungen
Ein Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit den Gemeinsamkeiten zwischen Linz und Seattle. Beide Städte stehen im Vergleich mit anderen Städten eher im Hintergrund. Linz als „Mittelstadt“ liegt zwischen den Tourismusmagneten Salzburg und Wien. Einerseits ist Linz stark von der Industrie geprägt und hat in dieser Hinsicht auch eine nicht zu verleugnende Rolle während des Nationalsozialismus gespielt. Andererseits ist Linz eine Kulturstadt (2009 wird es sogar europäische Kulturhauptstadt sein) und richtet als solche Großevents wie die Ars Electronica und das Forum Design aus.
Auch Seattle spielt industriemäßig eine wichtige Rolle. 1916 wurde dort die Firma Boeing gegründet, die bis heute sehr wichtig für die Seattler Wirtschaft ist, wenngleich der Hauptsitz 2001 aus steuerlichen Gründen nach Chicago verlegt wurde.Abgesehen davon ist Seattle das kulturelle Zentrum des pazifischen Nordwestens. Es beherbergt eine große Zahl von Museen und hat eine beachtliche musikalische Vergangenheit.
Seattle ist eng mit dem Entstehen einer Musikbewegung verbunden, die sich aus Punk- und Rockmusik entwickelt hat: dem Grunge (auch Seattle-Sound genannt). Erste Versuche in Richtung Grunge gab es bereits in den 60er und 70er Jahren, populär wurde es Mitte der 80er durch Bands wie Green River, Soundgarden, The Melvins oder The U-Men. 1988 wurde in Seattle das Label „Sub Pop“ gegründet, das die Songs der Grungerocker vermarktete. Internationalen Anklang fand der Grunge 1991 mit dem Nirvana-Album „Nevermind“ und speziell dem Song „Smells Like Teen Spirit“. Nach dem Tod des Nirvana-Sängers Kurt Cobain 1994 legte sich der Hype um die neue Musikrichtung langsam wieder und viele Grunge-Bands lösten sich auf.
In Linz gab es ebenfalls eine beeindruckende musikalische Entwicklung. Ab 1977 entwickelte sich das ehemalige Tanzcafé Landgraf an der Hauptstraße in Urfahr zum Mittelpunkt der Linzer Musikszene. Tagsüber von Schach- und Kartenspielern frequentiert, wurde das Lokal am Abend zur Bühne für junge rebellische Bands. Beispielsweise [Willi Warma], die 1981 mit dem Hit „Stahlstadtkinder“ das Lebensgefühl der Linzer Jugend auf den Punkt brachten, oder ihre Nachfolgeband [Dynamo Urfahr] traten dort auf.
Direkt hinter dem Café Landgraf wurde 1979 von KunststudentInnen die Stadtwerkstatt gegründet. Dort vermischten sich Kunst, Performance und Musik. Bands wie [Monochrome Bleu] oder [Attwenger] stammen aus diesem Umfeld.
Ein weiterer musikgeschichtlich bedeutender Ort ist die Kapu am Rand der Linzer Altstadt. Das ehemalige sozialistische Jugendhaus wurde Ende der 80er zur Bühne für internationale Hardcore-Bands in Österreich. Eng mit der Kapu verbunden sind die Bands [Target of Demand], [Stand to Fall] oder [Dead Souls], die nicht nur musikalisch tätig waren, sondern sich auch um die Netzwerke nach außen kümmerten. Zu ihnen gehört als Mitglied der inzwischen aufgelösten Dead Souls der Linzer Ausnahmekünstler [Didi Bruckmayr], der mit seinen unterschiedlichen Formationen Bruckmayr, [Wipeout] oder [Fuckhead] (um nur einige zu nennen) nach wie vor viel zur Linzer Musikszene beiträgt.
Der [Kulturverein Kapu] brachte auch neuere Bands wie Noise-Rock-Band [Valina] oder die HipHopper [Texta] hervor.
Die Ausstellung „LINZ TEXAS Eine Stadt mit Beziehungen“ wird am 11. Juni um 18 Uhr eröffnet. Vom 25. September bis zum 2. November wird die Ausstellung im Stadtmuseum Graz zu sehen sein.