Die wollen immer nur spielen

Altbewährt und immer noch spaßi­g, mögen sich die Protagonisten der hier diskutierten Popprojekte gedacht haben. Bei der Musik bleibt es am Ende auch nicht!

Das Kindercasio, der Gameboy, die Heimorgel sind nicht zu verachtende Zutaten im Hexenkessel des Entertainment. Die Faszination für vergessene Medien und Instrumente geht soweit, dass sie in Skandinavien schon mal Overheadprojektorparties einberufen. Und im Norden sind sie uns angeblich ja immer einen Deut voraus. Dem langen Festtitel steht der Gameboymusicclub jedenfalls um nichts nach. Worum es geht? Die geekigsten Abende Wiens, vorzugsweise im Rhiz, mit Gameboymu­sikerInnen die sich bei ihren Einlagen über die Schulter schauen lassen. Internationale Gäste sind meist ebe­nso dabei wie feinstes heimisches Breakcore-Djing. Die verspielte Variante, versteht sich.

Ein unbeugsamer Haufen der nicht aufhört Widerstand zu leisten? Nein! Die Liste an Überwindungen des Modernisierungszwangs ließe sich beliebig erweitern. Neben der international bestens vernetzten Gameboycommunity erfreuen sich abseits der Musikproduktion auch VHS, Minitel und Floppy Disk eines Status, der unseren Bedürfnissen nach physischer Erfassbarkeit noch gerecht wird. Die Information, dass auf einen iPod 5 Millionen Lieder passen quittiert unser überanstrengtes Vorstellungsvermögen mit einem wohligen „pfoah!“. Zum Werken eignet sich das weiße Kastl dann doch nicht so gut.

Das harmlose Tape dagegen löst Erinnerungen an einzigartige Radiomitschnitte aus (einzigartig wohl in der grottenschlechten Qualität genauso als im Fundwert), und ist seit einiger Zeit beliebtes Symbol für alternative Musikfreundlichkeit. Eine deutsche Künstlergruppe mit dem bezeichnende Namen The Geekz ehren die Floppy Disk mit ihrem Textildesign. Seit der Postmoderne kennt man das ganz gut: Altbewährtes aus dem Kontext zu reißen und/oder neuen Verwendungszwecken unterwerfen. Es ist ein bekanntes Spiel dem sich nahezu alle Kreativbereiche annehmen, und nicht mit eklektizistischen Zügen der aktuellen Revitalisierung des Kassenschlagers Falco zu verwechseln.

Der Club mit dem musikalisch sicher größeren Neuigkeitswert findet das nächste Mal wieder am 21.Februar im Gürtellokal Rhiz statt. Wer es gern rustikaler hat, möge sich dem Ersten Wiener Heimorgelorchster widmen. Das steht unter demselben Labelstern wie der Gameboymusicclub, der da h­eißt ­Plagdichnicht. Schon wieder so ein schönes, vergessenes Medium, die Heimorgel.

Gameboymusicclub am 21.2. im Rhiz.

www.thegeekz.de

www.gameboymusicclub.org

www.overheads.org

www.rhiz.org