Österreichs Musikschaffende und ihre Facebook-Likes
Beschreibung, Rangreihung, Vergleich zweier
Zeitpunkte & Analyse nach Herkunftsland
1. Abstract
Wer sind aktuell auf Facebook die beliebtesten Österreichischen
Musikschaffenden? Gab es im Lauf des Jahres bedeutsame Verschiebungen? Aus
welchen Ländern kommen die Fans? Inwieweit taugen Facebook-Likes als Gradmesser
von Popularität?
Um diese Fragen zu beantworten wurden mithilfe der SRA-Community
jene heimischen Musikschaffenden ermittelt, deren Facebook-Seiten die meisten
Likes aufweisen. Anfang 2016 (Jänner; bzw. umfassender im Februar) wurde eine
erste Rangreihung erstellt.
Um einen Längsschnittvergleich zu ermöglichen wurde gegen Ende des
Jahres (November) eine weitere Erhebung durchgeführt. Weiters wurden die Likes
mithilfe des Facebook-Like-Check, einem Analyse-Tool von Felix Beilharz, auf
die Verteilung hinsichtlich der Herkunftsländer analysiert.
Die Ergebnisse zeigen: Österreichs beliebteste Musikschaffende auf
Facebook sind sehr heterogen. Sie setzen sich zusammen aus verschiedenen
Formationen, vom DJ bis zur mehrköpfigen Band, und decken viele etablierte
Genres ab, von Schlager über Pop und diversen Spielarten
elektronischer Musik bis Black Metal. Die Analyse der Herkunft der Likes
deutet im Wesentlichen auf drei Cluster hin: Vorwiegend heimische Fanbase,
vorwiegend deutschsprachiger Raum sowie internationale Fanbase. Das Spitzenfeld
des Rankings erreichen nur Jene, die den letzten beiden Clustern zuzuordnen
sind, insbesondere Jene mit internationaler Fanbase. Der Längsschnittvergleich
zeigt, dass die Anzahl der Likes in der Regel zunimmt, seltener aber auch der
gegenteilige Trend einsetzt. (Um den Verlauf der Facebook-Karrieren der
Musikschaffenden sichtbar zu machen muss erst ein Analyse-Tool mit
engmaschigeren Erhebungen entwickelt werden.) Aus den deskriptiven Statistiken
kann man herauslesen, dass es in Österreich im musikwirtschaftlichen Sinn
strukturstarke und strukturschwache Bundesländer gibt.
Allgemeine Statistiken u.a. zur Demografie der Facebook-User helfen, den
Geltungsbereich der Ergebnisse einzugrenzen.
2. Methode
Die Anzahl der Likes einer Facebook-Seite ist öffentlich einsehbar. Mit
mobilen Geräten, wie Smartphones, hat man quasi immer und überall Zugriff auf
diese Daten. Um einen Überblick zu schaffen über die auf Facebook beliebtesten
Österreichischen Musikschaffenden wurden lediglich die Likes der
Facebook-Seiten an zwei Stichtagen gezählt und verglichen. Die komplexeste
mathematische Operation die zur Anwendung kam war simple Prozentrechnung.
In einem ersten Schritt mussten jene heimischen Musikschaffenden
identifiziert werden, deren Facebook-Seiten die höchste Anzahl an Likes
aufweisen. Die erste Auswahl basierte auf der Expertise der Mitarbeiter des SRA
Archiv österreichischer Popularmusik und mündete im Jänner 2016 in eine
Vorstudie. Dank Hinweisen aus der SRA-Community konnten blinde Flecken
minimiert werden.
Am 16.02.2016 fand eine Erhebung der Anzahl der Likes der betreffenden
Facebook-Seiten statt. Daraufhin wurden eine Rangreihung der Musikformationen
entsprechend der Anzahl der Likes ihrer Facebook-Seiten erstellt. (vgl. dazu
den Artikel „Like Fendrich – Österreichs beliebteste Musikschaffende auf
Facebook“ auf www.sra.at)
Um einen Längsschnittvergleich zu ermöglichen fand am 13.11.2016 eine
weitere Erhebung und Rangreihung statt. Die Daten vom November wurden jenen vom
Februar gegenübergestellt um absolute und relative Veränderungen der Anzahl der
Likes sichtbar zu machen.
Um
die Herkunft der Likes zu analysieren wurde der Facebook-Like-Check verwendet -
ein Online-Tool von Felix Beilharz.
Dieses Tool sortiert die Likes einer Facebook-Seite nach ihren Herkunftsländern
und gibt ein Kreisdiagramm mit der prozentualen Verteilung aus. Die
untersuchten Seiten wurden zu drei Cluster gruppiert: Kommen mehr als 50% der
Likes einer Seite aus Österreich wurde diese der Gruppe „Überwiegend heimische
Fanbase“ zugeordnet, bei in Summe über 50% Likes aus Österreich, Deutschland
und Schweiz der Gruppe „Überwiegend Fanbase im deutschsprachigen Raum“ und alle
übrigen Seiten der Gruppe „Überwiegend internationale Fanbase“. Diese Erhebung
fand am 8.11.2016 statt, jene für Falco nachträglich am 20.11.2016. Eine
stichprobenartige Überprüfung am 27.11. zeigte: die absoluten Zahlen der Likes
können sich schnell ändern, die relative Verteilung der Herkunftsländer bleibt
aber weitgehend stabil. Bei dem Großteil der überprüften Seiten blieb die
Verteilung unverändert, bei einigen wenigen gab es Verschiebungen um 0,1%. Die
Fanseite von Udo Jürgens scheint nicht auf, da das Analyse-Tool dazu
keine Daten liefern kann, eventuell, weil die Seite von Facebook nicht
verifiziert werden konnte. Vermutlich zählt Udo Jürgens zum Cluster
„Fanbase im deutschsprachigen Raum“.
Als letzten Schritt wurde für jedes Bundesland ein Index errechnet, der
anzeigen soll, wie strukturstark das jeweilige Bundesland ist in Hinblick auf
die Hervorbringung von Stars auf Facebook. Dazu wurden die Gesamtzahlen der
Likes von den Facebook-Seiten Musikschaffender aus den jeweiligen Bundesländern
ins Verhältnis zur Einwohnerzahl der entsprechenden Bundesländer gesetzt. Die
im Ausland lebenden Musikschaffenden wurden dem Bundesland zugeordnet in dem
sie geboren sind. Soweit bekannt, wurde der aktuelle Lebensmittelpunkt der
heimischen Musikschaffenden herangezogen.
2.1 Auswahl der Facebook-Seiten
Mithilfe der SRA-Community wurden die
populärsten Facebook-Seiten musikschaffender Formationen mit Österreichbezug
ermittelt. Diese Kriterien waren dabei entscheidend: Der Österreichbezug muss
gegeben sein, und es muss sich um eine Facebook-Fanseite handeln. Als drittes
Kriterium gilt allgemein „Musik machen“, sei es als Produzent, Band,
Einzelinterpret oder DJ. Die spezifischen Genres sind dafür nicht von
Bedeutung.
Fanseiten:
Für die Erhebung wurden lediglich Facebook-Fanseiten von Musikschaffenden
herangezogen, keine Facebook-Themen, keine persönlichen Profile. Einen
Ehrenplatz gibt es für Tobatak, das World Music Projekt von Hermann
Delago & Viky Sianipar. Die Seite kommt auf 104.298
Likes (Stand: 22.11.2016), bezieht sich allerdings auf das Album, und weniger
auf die Band.
Österreich-Bezug:
Für das SRA relevant sind lediglich jene Musikschaffende, die in Österreich
geboren sind oder ihren Lebensmittelpunkt in Österreich haben. Die gleichen
Kriterien gelten für das Ranking.
Grenzfälle sind Jene, die vorübergehend ihren Lebensmittelpunkt in Österreich
hatten, wie Bobby McFerrin aus den USA oder Sido aus Deutschland.
Diese wurden nicht in das Ranking inkludiert.
Genres: Schlager, Volkstümliche Musik und Klassik fallen nicht in
die Zuständigkeit des SRA, wurden für das Ranking aber miteinbezogen. Außer den
genannten Ausnahmen fühlt sich das SRA aber sämtlichen Genres und Subgenres
verpflichtet, von der ersten Reihe der Avant Garde bis in die Niederungen des
Undergrounds, insbesondere aber den global populärsten Strömungen, wie Pop,
Rock, Jazz, HipHop, Techno, House, Drum’n’Bass,
EDM etc. Die Definition von Genres und die Einordnung in solche ist nicht
immer einfach, die Grenze zwischen Genres oft fließend, daher wird abseits der
Beschreibungen der Top 50 Musikschaffenden darauf nicht weiter Bezug genommen.
(Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die
Liste unvollständig ist. Sollten Sie von einem heimischen Musikprojekt wissen,
dass trotz hinreichend hoher Anzahl Facebook-Likes hier nicht aufscheint,
zögern Sie bitte nicht, das SRA zu informieren unter office@sra.at)
3. Ergebnisse
Dieses Kapitel präsentiert nun diverse Zahlen, (Torten)-Diagramme und Statistiken.
3.1. Die Top 50 der Österreichischen Musikschaffenden auf Facebook
Es folgt eine Aufzählung und knappe Beschreibung der 50 Österreichischen
Musikformationen mit den meisten Likes auf deren Facebook-Seiten:
(Die Zahlen in Klammern geben den Stand der Facebook-Likes zur Zeit der
November-Erhebung an, sowie die Veränderung im Vergleich zur Februar-Erhebung)
1. DJ
Mosaken (1.326.228 / +185.906)
Der HipHop-DJ Mosaken, Wiener mit iranischen Wurzeln, ist der
erste Musiker aus Österreich, der die 1.000.000-Likes-Marke knacken konnte. In
den letzten Jahren machte er u.a. als Tour-DJ von Nazar sowie der
"Masters of Dirt" Show auf sich aufmerksam.
2. Parov
Stelar (1.000.214 / +30.146)
Der Linzer Electroswing Pionier und Gründer vom Label Etage Noir war jahrelang
beständig der Quotenkaiser im Internetz, bis er von DJ Mosaken vom Thron
gestürzt wurde. Unlängst konnte er die Million-Likes-Grenze überschreiten.
3. Conchita
Wurst (914.575 / -23.457) Conchita gewann 2014 den Eurovision Songcontest und wurde weltberühmt.
Als Galionsfigur der LGBTQ-Community hat sie eine weltweite Fanbase. Der Zenit
der Facebook-Karriere scheint aber überschritten. Im Lauf des Jahres wurden die
Likes weniger.
4. Andreas
Gabalier (708.330 / +94440)
Der Grazer Volksrock'n'Roller mit der "Hakenkreuz-Pose"
(derstandard/diepresse/news/taz/vice/welt u.v.m.) hat Beef mit Conchita und
polarisiert auch ebenso wie die bärtige Kunstfigur. Mit seinen Facebook-Likes
geht es jedenfalls ungebremst nach oben.
5. Belphegor
(555.933 / +11.060)
Die Salzburger Black-/Death-Metal-Band begeistert die weltweite Szene.
Den Erfolg haben sie sich über bald 25 Jahre voller Höhepunkte und Rückschläge
erarbeitet.
6. Nazar (374.954 / +7.809)
Der Wiener Rapper mit iranischen Wurzeln stürmte die Charts in Deutschland und
Österreich und bekam einige Auszeichnungen. Auf Facebook ist er der
Erfolgreichste Rapper im HipHop Game.
7. Money
Boy (351.347 / +21.382)
Der Wiener Klamauk-Rapper und selbsternannte Swagger unterhält seit dem 2010
veröffentlichten Song "Dreh den Swag auf" ein breites Publikum. Wer
den Boy ernstnimmt hat schon verloren. Was Wenige wissen: er kann auch gute
Musik machen, veröffentlicht über sein Label Twentyone Entertainment.
8. Camo
& Krooked (330.182 / -270)
Da hatte das britische Label Hospital ein glückliches Händchen, als es
das Debut-Album der damals aufstrebenden Wiener Drum'n'Bass-Produzenten
veröffentlichte, denn es hievte Camo & Krooked in die Oberliga der
Szene. Heute haben sie sich vom Genre emanzipiert und produzieren auch
radiotauglichere Sounds.
9. Klangkarussell
(323.537 / +59)
Eine typische Social-Media-Geschichte: Der House-Track "Sonnentanz" wurde vom
Salzburger Produzenten-Duo vorerst nur auf SoundCloud hochgeladen und ging um
die Welt. Später offiziell veröffentlicht erreichte er Chartplatzierungen in
mehreren europäischen Ländern und wurde zum Sommerhit.
10. Chakuza (313.085 / -182)
Der Rapper aus Linz wurde bekannt durch seine Produktionen für Bushido's
Label Ersguterjunge. Im deutschsprachigen Raum erreichte er etliche
Chartplatzierungen. Das jüngste Album erschien auf Four Music, dem Label
der Fantastischen Vier.
11. RAF
Camora (294.126 / +95.112)
Der in Wien aufgewachsene Rapper und HipHop-Produzent lebt heute in
Berlin und ist dort recht erfolgreich: Chartplatzierungen, darunter einmal
Platz 1 in Deutschland, Amadeus Award. 2013 gründete er das Label Indipendenza.
Heuer legten die Likes um fast 50% zu, und das von hohem Niveau!
12. DJ Ötzi (287.475 / +21.421)
Der Gipfelstürmer schaffte 1999 mit "Anton aus Tirol" den Durchbruch, und gelangte 2000 mit "Hey Baby" sogar in 22 Ländern in die Charts, darunter
Platz 1 in Großbritannien und Australien.
13. MC
Yankoo (279.122 / +12.211)
Der gebürtige Wiener ist im EDM und Balkan-Musiksegment so erfolgreich,
dass meine Kollegen wohl genau wie ich irrtümlicherweise vermutet hatten, er
sei nicht aus Österreich. Der Eintrag in unsere Datenbank steht noch aus.
14. Christina
Stürmer (264.530 / +50.339)
Die Pop/Rock-Sängerin aus dem Linzer Umland konnte 2003 die
ORF-Castingshow "Starmania" zwar nicht gewinnen, hat aber von sämtlichen
Teilnehmern die beständigste Karriere und von allen österreichischen
Popmusikern die größte Fangemeinde.
15. Left Boy (211.742 / k.A.) Der nach
New York emigrierte Sohnemann von André Heller hat zum Zeitpunkt der Erhebung
221.253 Likes mehr als sein berühmter Vater. Seine poppigen HipHop-Produktionen
veröffentlicht er über sein eigenes Imprint namens Made Jour Label oder
über Major Labels wie Warner Music.
16. Florian
Meindl (179.306 / +8.690)
Der emsige Techno-Produzent und DJ aus dem Linzer Umland emigrierte in
jungen Jahren nach Berlin, in die Techno-Hauptstadt der Welt, was für
seine Karriere bestimmt eine gute Entscheidung war. Er betreibt das Label Flash Recordings.
17. Dame (160.796 /
+23.705)
Der Salzburger Rapper wurde 2011 bekannt durch millionenfach geklickte
YouTube-Videos von Games-Hymnen auf Computerspiele, wie "World of
Warcraft" und "Call of Duty". Dem Games Genre ist Dame treu
geblieben, hat sein Repertoire aber erweitert. Es folgten ein Amadeus Award und
die Gründung des Labels Damestream
Records.
18. Kruder
& Dorfmeister (141.645 / +946)
Als Hauptprotagonisten des Stils, der als "Wiener Schule" bezeichnet
wurde, erlangten sie in den 90ern Weltruhm. Noch heute werden angeblich hohe
Liebhaberpreise bezahlt für das kultige Album "The K&D Sessions". Das Label G-Stone wurde von Kruder
& Dorfmeister gegründet.
19. SOHN (131.463 / +6.498)
Die
Verbindungen des Wahlwieners in die alte Heimat England trugen bestimmt bei zum
schnellen Aufstieg des PostStep/Pop-Sängers und -Produzenten.
Vielleicht reicht aber auch sein Talent als Erklärung.
20. Udo
Jürgens (128.224 / -62)
Über die leider nicht mehr lebende Legende Udo Jürgens wurde viel
geschrieben. Wer kennt ihn nicht? Er war wohl der kommerziell erfolgreichste
Musiker Österreichs.
21. Hansi Hinterseer (121.876 / +7.431)
Der Schlager-Star war seinerzeit einer der besten Skifahrer des Landes,
aber in seiner zweiten Karriere als Schauspieler und Musiker ist er wesentlich
erfolgreicher. Für den Traumschwiegersohn der Nation hat sich SRA bisher
nie verantwortlich gefühlt.
22. Joe
Zawinul (111.906 / +2.788)
Österreichs größter Jazz-Export wurde in den 70ern mit der Band Weather Report berühmt. Im Lauf
seines Lebens spielte er mit zahlreichen Jazz-Legenden zusammen.
23. Wanda (103.219 / +23.395)
Die Lieblinge des Feuilletons kommen aus Wien und machen Alternative/Rock.
Ihr Debut-Album "Amore" schlug im deutschsprachigen Raum ein
wie eine Bombe und war in Deutschland noch immer in den Charts als das
Folgealbum herauskam.
24. Rene
Rodrigezz (102.253 / +2.729)
Der EDM/Bigroom-Produzent aus Linz lässt die Großraumdiscos
erbeben. In diesem Segment ist er die Nummer 1 des Landes und kollaboriert mit
namhaften Szenevertretern, wie DJ Antoine und MC Yankoo. Sein
eigenes Imprint heißt Big
Smile Records.
25. Seiler
& Speer (101.195 / +32.547)
Die Shootingstars des neuen Austopop legten einen fulminanten Aufstieg
hin. Schon vor der Gründung des niederösterreichischen Duos war Christopher Seiler durch die
DIY-YouTube-Serie "Horvathslos" sehr bekannt geworden.
26. Darius
& Finlay (101.023 / +4.867)
Das Salzburger Hands-Up/Dancefloor-Produzenten-Duo ist
musikalisch nicht weit entfernt von Rene Rodrigezz und ihm likewise
sogar noch dichter auf den Fersen. Sie erreichten Chartplatzierungen v.a. in
Österreich, aber auch in Deutschland, und betreiben das Label Trak Music.
27. Laura Kamhuber (92.425 / +1.714)
Das Teenager-Mädl aus Niederösterreich hat bereits ein paar Jahre Karriere
hinter sich. Nach den ORF-Castingshows "Kiddy Contest" und "Die
Große Chance" ging‘s weiter nach Deutschland zu "The Voice Kids"
und schließlich zum "Musikantenstadl".
28. Summoning (86.049 / +1.766)
Die Wiener Band schrumpfte 1995 zum Duo, verwandelte daraufhin ihren Stil von Black-Metal
zu Melodic Metal bis hin zu Dark Ambient und wieder retour, und
fand dabei ihren vielgelobten Sound - Hauptsache episch!
29. Niereich (85.116 / +7.491)
Der steirische Techno-Produzent und DJ veröffentlicht seit 2010 und
erlebt gerade einen Höhenflug.
30. MÖWE (79.117 / +10.157)
Das junge Wiener Duo produziert die Sorte poppige House-Musik, die Oliver
Koletzki so gerne hat. Die SoundCloud-Snippets überzeugten, und schon hatte
MÖWE einen Vertrag für Koletzkis Label Stil vor Talent in
der Tasche.
31. Die
Vamummtn (77.064 / -658)
Wieder so ein Social Media Phänomen: Ohne Label im Hintergrund stellte die
Salzburger HipHop-Gruppe Videos auf YouTube und erlangte damit einen
Beliebtheitsgrad um Konzerthallen zu füllen.
32. Bilderbuch (76.769 / +7.849)
Ebenso wie Wanda wird die Indie-Rock/Art-Punk-Band vom
Feuilleton gefeiert und verkauft sich gut im deutschsprachigen Raum. Aus der
ehemaligen Schülerband sind Stars herangereift.
33. Russkaja
(76.750 / +5.412)
Seher der ORF Show "Willkommen Österreich" kennen die "Russian
Roll"- und Ska-Truppe als Studioband. Sie touren aber weit über den
deutschsprachigen Raum hinaus.
34. Julian Le Play (65.474 / k.A.) Der Wiener Pop-Sänger
stammt aus der Kaderschmiede des ORF: "Kiddy Contest", "Helden
von Morgen", später Moderator bei Ö3. Amadeus Award, goldene Schallplatte
in Österreich und mit seinem dritten Album auch Chart-Platzierungen in
Deutschland sind Wegmarken seines Erfolgs.
35. EAV (65.440 / +3.268) Erste Allgemeine Verunsicherung - die lustigste Austopop-Band der
Welt - versorgt uns beständig alle paar Jahre mit einem neuen Album, zuletzt
2015 mit "Werwolf-Attacke".
36. Mefjus (64.161 / +8.668)
Der Drum'n'Bass/Neurofunk-Produzent aus Linz ist in der ganz
harten Ecke des Genres eine große Nummer und kollaboriert mit anderen
Szenegurus, wie z.B. Noisia. Wer keine Nerven aus Stahl hat, sollte um
seinen Stil aber lieber einen Bogen machen. Für Platz 1 der Beatport Charts hat
er allemal genug Fans auf dem Globus.
37. Falco (64.091 / k.A.) Hans Hölzl aus Wien war zu Lebzeiten der größte Pop-Musiker des Landes und
ist bis heute der einzige Österreicher, der je Platz 1 der US-Charts erreichen
konnte. Bei den ersten Erhebungen hatte die offizielle Fanseite nur rund 2.000
Likes und scheint deshalb erstmalig auf im Ranking. Das Facebook-Thema „Falco“
gefiel damals aber schon 101.758 Facebookern.
38. A.G.
Trio (63.890 / -1.700)
Die Electro-House/Synthie-Pop-Formation aus Oberösterreich
schaffte es zwar nie in die Single- bzw. Albumcharts, dafür in manch andere:
FM4-Charts, deutsche Club Charts, Dance Charts in Kanada und USA, Genre Charts
auf iTunes.
39. Soap
& Skin (62.686 / +2.249)
Nach dem Erscheinen ihres Debut-Albums "Lovetune for
Vacuum" galt Soap & Skin mit ihrem
melancholisch-düsteren Pop-Entwurf als "größte Hoffnungsträgerin
der österreichischen Popmusik". Es folgten internationale Awards und
Chartplatzierungen u.a. in Belgien und Frankreich.
40. HVOB (61.667 / +9.553) Her Voice Over Boys wurden ebenso wie MÖWE und Klangkarussell von
Oliver Koletzki auf SoundCloud aufgegabeld und via Releases auf Stil
vor Talent umgehend zu Stars gemacht.
41. IllSkillz (57.639 / +1.865)
Das ehemalige Drum'n'Bass-Duo aus Wien hatte schon immer eine gute
Fanbase in den USA. Heute ist IllSkillz ein Solo-Projekt, produziert
lieber kommerziellere Bigroom/EDM-Tracks und veröffentlicht diese
auf Steve Aokis Label Dim Mak, wodurch die Fanbase in und
außerhalb der USA noch größer wurde.
42. Filous (57.223 / +4.615)
Die Remixe des jungen Pop/House-Produzenten und
Multiinstrumentalisten Filous sorgten schon früh für Bekanntheit auf
SoundCloud und Youtube. Die Single „How Hard I Try“ gelangte in mehreren
Ländern in die Charts. Er ist übrigens Spotify Spotlight Artist 2016.
43. Global
Deejays (55.750 / +6.076)
Dem Electro-House/EDM/Dancefloor-Duo gelang Anfang der
00er Jahre mit ihrem Remix von Dunes "Hardcore Vibes" ein
erster Achtungserfolg. Der internationale Durchbruch kam dann 2004 mit dem
Chart-Stürmer "The
Sound of San Franzisco", erschienen auf Superstar Records - Nomen est Omen.
44. The
Makemakes (55.506 / +651)
Beim Eurovision Songcontest 2015 bekam die Pop-Band aus Salzburg nicht
mal von Deutschland einen Mitleidspunkt. An Sympathie auf Facebook mangelt es
aber nicht.
45. Mono
& Nikitaman (54.553 / +845)
Die Linzerin Mono bildet zusammen
mit ihrem Kollegen aus Deutschland die beliebte Reggae/Dancehall/Pop-Formation
Mono & Nikitaman.
46. Trackshittaz
(53.972 / -1.725)
Das Duo aus Oberösterreich wurde bekannt durch die Mundart-Persiflage eines
bekannten Liedes, die sie auf YouTube veröffentlichten. Die Teilnahme von Lukas Plöchl an der
ORF-Castingshow "Helden von Morgen" sowie jener der Band am
Eurovision Songcontest 2012 beflügelten den Bekanntheitsgrad der
"Traktorgangstarapper".
47. Die Jungen Zillertaler (51.530 / k.A.) Die Tiroler
Formation macht Volkstümliche Musik und veröffentlichte 1996 ihr erstes
Album. Der Durchbruch gelang 2008: Ihre Cover-Version von „So a schöner Tag“
wurde zum Wiesn-Hit.
48. Abigor (50.319 / +1.089)
Die Band Abigor aus Niederösterreich macht seit 1993
"reinen, satanisch inspirierten" Black-Metal und gilt
"Aushängeschild der österreichischen Szene".
49. Wendja (47.827 / -1.614)
Die weniger öffentlichkeitsscheue Hälfte der Trackshittaz ist auch auf
Solo-Pfaden erfolgreich – poppiger, aber auch ernster als das Duo. Anfang 2016
wurde er noch unter seinem bürgerlichen Namen Lukas Plöchl angeführt.
Inzwischen ist sein Chinesischer Name zum Künstlernamen geworden.
50. Materia (43.393 / k.A.) Der Psytrance-Produzent
und DJ aus Wien ist auf Facebook der beliebteste heimische Vertreter von 24/7
Records und in seiner Zunft die Nummer 1 des Landes.
3.2. Die Facebook-Likes im Längsschnittvergleich
Bei 37 der 50 untersuchten Fanseiten gab es seit der Februar-Erhebung
Zuwachs der Likes, teilweise in erheblichem Umfang, bei 8 Seiten wurden die
Likes weniger. Bei 5 Fanseiten liegen keine Daten vom Februar vor (Left Boy,
Julian Le Play, Falco, Die Jungen Zillertaler, Materia),
entweder, weil sie erst im Lauf des Jahres genug Likes angehäuft haben, oder,
weil sie bei den ersten Erhebungen schlicht übersehen wurden.
3.2.1. Veränderung der Likes in absoluten Zahlen:

DJ Mosaken steht auch bezüglich der absoluten Veränderungen
der Likes an der Spitze. 185.906 neue Likes konnte er seit Februar lukrieren -
rund doppelt so viel wie RAF Camora und Andreas Gabalier, die an
zweiter bzw. dritter Stelle stehen.
Udo Jürgens, Chakuza, Camo & Krooked, Die
Vamummtn, Wendja, A.G. Trio, Trackshittaz und Conchita
Wurst mussten Einbußen ihrer Likes hinnehmen. Den größten Verlust in
absoluten Zahlen verzeichnet Conchita Wurst mit -23.457 Likes.
3.2.2. Relative Veränderung der Likes
Die prozentuelle Veränderung im Vergleich zur
Februar-Erhebung liefert wohl die anschaulichste Kennzahl in Hinblick auf die
Frage, für welche Musikschaffenden 2016 ein besonders gutes Jahr war für ihre
Fanseiten. Spitzenplätze signalisieren einen starken Aufwärtstrend und es ist
zu erwarten, dass auch 2017 noch viele neue Likes dazu kommen werden.
RAF Camora führt das Feld an, dicht gefolgt von Seiler
& Speer, beide mit mehr als 47% Zuwachs. Auch für Wanda war 2016
ein gutes Jahr mit 29.28% mehr Likes.
Conchita Wurst hat in absoluten Zahlen zwar mit viel Abstand am
meisten Likes verloren, aber relativ zu der stattlichen Anzahl an Likes sieht
der Verlust milder aus: Die Anzahl der Likes ist um 2.50% gesunken im Vergleich
zur Februar Erhebung. A.G. Trio (-2.59%), Trackshittaz (-3.10%)
und Wendja (-3.26%) hatten anteilsmäßig höhere Verluste.
3.3. Facebook-Likes Analyse nach Herkunftsländer
Mit dem Facebook-Like-Check, einem Online-Tool
von Felix Beilharz, wurden die Likes
der Fanseiten nach deren Herkunftsländer analysiert.
Zur Illustration hier ein Screenshot zweiter
Ordnung von den Screenshots der Erhebung vom 8.11.2016:

3.3.1. Neue Rangreihung nach Facebook-Likes aus
Österreich
Bei dieser Rangreihung wurden die Top 50
Facebook-Seiten entsprechend der Anzahl der aus Österreich stammenden Likes neu
gereiht. Dies spiegelt aber nicht die Top 50 der in Österreich beliebtesten
Österreichischen Musikschaffenden wider. Dazu müsste gesondert eine Erhebung
durchgeführt werden, in der dann vermutlich häufiger bekannte Namen aus den
Genres Austropop, Volkstümliche Musik und Schlager
aufscheinen, beispielsweise Rainhard Fendrich, Die Seer oder Simone
Stelzer, die allesamt knapp nicht Teil der Top 50 geworden sind.

3.3.2. Gruppierung nach Fanbase
Die 50 Fanseiten, die Gegenstand dieser Arbeit
sind, wurden hinsichtlich der Herkunftsländer der Likes mit dem
Facebook-Like-Check analysiert, einem Online-Tool von Felix Beilharz, und
anschließend zu drei Cluster gruppiert: „Überwiegend heimische Fanbase“,
„Überwiegend Fanbase im deutschsprachigen Raum“ sowie „Überwiegend
internationale Fanbase“.
Die 50 Spitzenreiter auf Facebook sind sehr
heterogen, auch in Hinblick auf die Zusammensetzung ihrer Fanbase: 18% der
Musikformationen haben ihre Fanbase vorwiegend im Inland, für 36% ist der
deutschsprachige Markt am wichtigsten, 50% bedienen ein überwiegend
internationales Publikum, zu 2% gibt es keine Angabe.
Überwiegend heimische Fanbase
Sechs von den Top 50
Musikformationen haben ihre Fans größtenteils im Inland:
Die vier Letztgenannten singen bzw. rappen im
Dialekt, was die Reichweite offenbar tendenziell auf Österreich eingrenzt.
Julian Le Play bedient sich zwar eines Bundesdeutsch anmutenden Idioms, hat
seine Fans aber vorrangig in Österreich.
Überwiegend Fanbase im deutschsprachigen Raum
Als deutschsprachiger Raum wurde vereinfachend Österreich (A), Deutschland (D) und
Schweiz (CH) gesetzt. Dieser durch den gemeinsamen Sprachraum relativ homogene
Markt ist für folgende 18 Formationen besonders wichtig:
Fast Alle bedienen sich der deutschen Sprache.
Ausnahmen sind Left Boy, der in den USA residiert und auf Englisch singt
bzw. rappt, Darius & Finlay, die für ihre Produktionen
englischsprachige Lyrics verwenden, sowie Niereich, dessen
instrumentaler Techno in Deutschland auf fruchtbaren Boden fällt.
Überwiegend internationale Fanbase
24 Formationen haben eine Fanbase in vielen, über
den Globus verteilten Ländern:

4.
Interpretation der Ergebnisse
Wer sich lange mit der Internetpräsenz zeitgenössischer heimischer
Musikschaffender auseinandersetzt kann sich des Eindrucks nicht erwehren,
Facebook gehöre einfach dazu, vielmehr noch als eine eigene Homepage oder
Accounts bei anderen sozialen Netzwerken, wie YouTube, Soundcloud, Bandcamp,
Instagram und andere.
Besonders Interessant am Ergebnis ist, dass es in einigen Subkulturen
Musikformationen gibt, die, obwohl international sehr erfolgreich, in
Österreich kaum Beachtung finden. Von Menschen außerhalb der Szene werden sie
kaum wahrgenommen, vom Musikjournalismus weitgehend ignoriert. Der Diskurs über
Produktionen aus solchen Subkulturen findet in erster Linie innerhalb der
jeweiligen Subkultur statt, wie hier kurz skizziert: Zum Genre Drum’n’Bass
gibt es eine Fülle einschlägiger Magazine, wie das Britische Kmag, das Onlinemagazin future-music.net aus Deutschland oder
bis 2008 das Österreichische Resident Magazin, in denen
sich auch Plattenkritiken finden. Auch Preisverleihungen gibt es,
beispielsweise die Drum’n’Bass Awards, die Drum’n’Bass
Arena Awards oder die North American DNB Awards.
4.1. Demographie und Nutzungsverhalten der
Facebook-Nutzer
Um die Bedeutung der Ergebnisse einzugrenzen hilft
ein Blick auf die Demographie der Facebook-Nutzer und deren Nutzungsverhalten:
Verteilung nach Altersgruppen
Das Social
Media Radar Austria gibt für Österreich folgende Verteilung nach Altersgruppen an (Stand:
August 2016):
Altersgruppe
|
Anzahl der Accounts
|
Relativer Anteil der Accounts
|
13-19 Jahre
|
~440.000
|
~11.8%
|
20-19 Jahre
|
~1.200.000
|
~32.3%
|
30-39 Jahre
|
~860.000
|
~23.1%
|
40-49 Jahre
|
~620.000
|
~16.7%
|
50-59 Jahre
|
~380.000
|
~10.2%
|
60+ Jahre
|
~220.000
|
~5.9%
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Eine Studie der Marketingagentur IStrategyLabs zeigte, dass die Zahl der jüngsten Facebook-Nutzer
in den USA im Zeitraum 2011 bis 2014 dramatisch zurückging, jene Gruppen der
älteren Nutzer hingegen das stärkste Wachstum verzeichneten:
Quelle: medien-mittweida.de
Für den selben Zeitraum in Deutschland hat allfacebook.de eine ebensolche Erhebung durchgeführt und fand
zwar Wachstum in allen Altersgruppen, jedoch die niedrigsten Wachstumsraten bei
den jüngsten Nutzern und die höchsten Raten bei den ältesten:

Der Altersdurchschnitt der Facebook-Nutzer steigt
jedenfalls, während junge Menschen scheinbar einen zunehmend diversifizierten
Umgang mit sozialen Netzwerken pflegen und öfter Konkurrenzprodukte, wie
Snapchat und Instagram bevorzugen.
4.2. Facebook-Likes als Gradmesser für Popularität
Trotz der beeindrucken hohen Anzahl der aktiven
Nutzer von Facebook sind die Ergebnisse eventuell nicht repräsentativ für die
Gesamtbevölkerung, da es systematischen Bias gibt. Zum einen gibt es leichte
Gender-Effekte, sowie bedeutsame Kohorten-Effekte. Das Segment der älteren
Menschen ist von Facebook noch nicht so weit erschlossen wie andere, und für
die Präferenzen der jüngsten Menschen liefert Facebook einen weniger guten
Gradmesser, da die Jungen einen diversifizierteren Umgang mit sozialen Medien
pflegen und teilweise auch von Facebook abwandern.
Hinzu kommt, dass die Population der Facebook-Abstinenten immer noch die
Mehrheit der Bevölkerung stellt. Gründe, Facebook fern zu bleiben, ließen sich
bestimmt unterschiedliche identifizieren. Datenschutzbedenken, allgemeine
Technikaversion oder fehlender Zugang zum Internet scheinen naheliegende
Beispiele zu sein. Auch hierdurch kann es zu systematischen Verzerrungen
kommen. Social-Media-Hypes können von dieser Bevölkerungsgruppe jedenfalls erst
wahrgenommen werden, wenn es einen Niederschlag außerhalb der sozialen
Netzwerke gibt.
Gerade in Bezug auf Social-Media-Hypes sind
Kennzahlen, wie die Anzahl der Likes einer Facebook-Fanseite, gute Indikatoren.
In der vorliegenden Liste der Top-50 Fanseiten lassen sich Beispiele finden für
Musikformationen, die zuerst vornehmlich in sozialen Medien aktiv waren,
wohingegen die Professionalisierung in Form von Konzerten und Verkauf von
Tonträgern erst später stattfand. Die HipHop-Gruppe Die Vamummtn
veröffentlichten Videos auf YouTube und konnten damit eine Fanbase aufbauen,
groß genug um Konzerthallen zu füllen. Klangkarussell, HVOB und MÖWE
eint, dass sie zuerst ihre Musik auf Soundcloud gratis zur Verfügung stellten,
bevor sie von Oliver Koletzki für sein Label Stil vor Talent
rekrutiert wurden. Dies zeigt die Musikwirtschaftliche Relevanz von Social-Media-Phänomenen,
denn was in sozialen Medien beliebt ist, kann unter Umständen auch außerhalb
davon Beliebtheit generieren und vermarktet werden.
Für die Musikwirtschaft bleiben die wichtigsten
Indikatoren wohl Verkaufszahlen, Chart-Platzierungen von Tonträgern,
Radio-Airplay und andere klassische Kennzahlen. In Zeiten, in denen Musik
zunehmend gratis zur Verfügung gestellt wird oder via
Streaming-Flatrate-Angebote den Weg zu den Rezipienten findet, verlieren
Verkaufszahlen als Indikator für Popularität aber an Bedeutung.
Im positivistischen Sinne bedeutet eine bestimmte
Anzahl an Likes einer Fanseite schlicht, dass entsprechend viele
Facebook-Profile ein Like hinterlassen haben. Oft stehen hinter solchen
Profilen aber keine Menschen, die damit ihre Sympathie ausdrücken möchten. In
den letzten Jahren hat sich ein Geschäftsfeld etabliert in dem Facebook-Likes
gekauft werden können. Vor diesem Hintergrund ist nicht nur die
Verallgemeinerung der Bedeutung der Facebook-Likes schwierig, ja selbst die
Aussage, ein Facebook-Like stünde für die Sympathiebekundung des Menschen
hinter dem entsprechenden Profil, ist nicht uneingeschränkt gültig.
Das Problem der gekauften Likes
Felix Beilharz
nennt folgende Länder, in denen angeblich schwungvoller Handel mit Facebook-Likes betrieben
wird: Brasilien, Indonesien, Philippinen, Türkei und Indien. Zwar könne man in
vielen Ländern Fake-Likes kaufen, jedoch seien diese in Industrieländern
deutlich teurer, weshalb sich der Markt mit den Likes insbesondere in
Schwellenländern durchsetze.
Neben ungewöhnlichen Schwerpunkten der Likes in
Gebieten die untypisch sind für das Produkt nennt Felix Beilharz weitere
Signale, anhand derer man gekaufte Likes erkennen könne: Geringe Useraktivität,
also nur ein kleiner Teil der Fans einer Seite interagiert mit Beiträgen, sowie
ungewöhnliche Fanprofile, etwa ohne Profilbild, sonstige Inaktivität. Letztlich liefert die Verfolgung der Facebook-Likes
und aber nur Indizien.
Zwei Facebook-Seiten heimischer Interpreten waren
bei der Analyse der Likes nach Herkunftsländer auffällig:
Die Fans der Facebook-Seite von Laura Kamhuber
kommen zu 58.4% aus Brasilien, gefolgt von 5.5% aus den Philippinen. Erst an
dritter Stelle scheint Österreich auf mit 5.1%. Weitere große Gruppen an Fans
kommen aus Deutschland (2.9%), USA (2.7%), Mexico (2.7%), Venezuela (1.7%),
Thailand (1.5%), Kolumbien (1.4%), Italien (1.2%), Indonesien (1.1%) und
Vietnam (1.1%). Sehr ungewöhnlich ist, dass aus der Schweiz, die für volkstümliche
Musik aus Österreich ein wichtiger Absatzmarkt ist, lediglich 303 Likes
kommen (das entspricht 0.3% der Gesamtanzahl) während im Vergleich stattliche
766 der Likes aus Angola stammen (0.9%). Die Facebook-Seite wird auf Deutsch
geführt, Laura Kamhuber singt in der österreichischen Landessprache und
tritt vorrangig in Österreich und im deutschsprachigen Raum auf.
Allerdings gibt es auf der Facebook-Seite auch Beitragsinteraktionen in Form
von Kommentaren auf Englisch, Portugiesisch und Spanisch, sowie regelmäßig
Likes für Beiträge auf der Seite von Usern mit lateinamerikanisch anmutenden
Profil-Namen. Und es existiert ein Laura-Kamhuber-Fanclub in Brasilien, der
auch eine eigene Facebook-Seite betreibt.
Laura Kamhuber
Quelle: Screenshot vom 8.11.2016 von https://felixbeilharz.de/like-check/
Die Herkunft der Fans der Facebook-Seite des Psytrance-Produzenten
Materia wirkt auf den ersten Blick ebenfalls ungewöhnlich: ein Großteil
der Fans kommt aus Mexico (37.9%) und Brasilien (30.8%), gefolgt von
Deutschland (10.7%) und Österreich (3.5%). Weitere größere Fraktionen kommen
aus Portugal (2.1%), Indien (1.8%), Griechenland (1.4%), Südafrika (1.2%)
Serbien (1,2%) und Italien (1.1%).
Bei näherer Betrachtung wirkt die Verteilung aber nachvollziehbar. Die Psytrance-Szene
ist in den genannten Ländern sehr groß. (Ein Blick in den weltweiten Veranstaltungskalender von Goabase mag dies
verdeutlichen.) Außerdem dürfte Materia gut vernetzt sein mit der Szene
in Mexico und Brasilien. In beiden Ländern ist Materia 2016 schon
aufgetreten, in Mexico zweimal. Das Label 24/7 Records, über das Materia
bevorzugt veröffentlicht, hat auch einige Releases von Produzenten aus Mexico
und Brasilien im Katalog, darunter Kollaborationen von Materia mit
Produzenten aus Mexico bzw. Brasilien.
Materia
 Quelle: Screenshot vom 8.11.2016 von https://felixbeilharz.de/like-check/
Es bleibt festzuhalten, dass die Möglichkeit
besteht, Fake-Likes zu kaufen. Ob, bzw. in welchem Ausmaß dies geschieht ist
aber schwer nachweisbar, besonders bei subtilem Einsatz zugekaufter Likes.
4.3. Strukturschwache und strukturstarke Bundesländer
Manche Regionen des Landes bieten für
Musikschaffende ein besseres Umfeld als andere. Insbesondere in Ballungsräumen
und Städten findet man genug Publikum und Infrastruktur, wie Tonstudios und
Plattenfirmen. Zwar gilt das wohl nicht für alle Musikschaffenden in selben
Maße, und durch das Aufkommen des Internet nahm die Wichtigkeit der physischen
Nähe zu Publikum und Institutionen ab, dennoch lässt sich anhand der
vorliegenden Erhebung zeigen, dass es Bundesländer gibt, die für
Musikschaffende offenbar ein besseres Umfeld bieten als andere.
Um dies zu illustrieren wurde für jedes Bundesland
ein Index errechnet, der die Gesamtzahl der Likes ihrer dort residierenden bzw.
von dort stammenden Musikschaffenden ins Verhältnis setzt zur Einwohnerzahl des Bundeslands. Dem Index sollte
man aber nicht zu viel Bedeutung beimessen, weil viele Musikschaffende im Lauf
der Jahre migrieren, sowohl innerhalb Österreichs als auch ins Ausland. Die im
Ausland lebenden wurden dem Bundesland zugeordnet in dem sie geboren sind.
Soweit bekannt, wurde der aktuelle Lebensmittelpunkt der heimischen
Musikschaffenden herangezogen, beispielsweise Wien für die Band Bilderbuch,
die bis 2008 als Niederösterreichische Band galt. Aufgrund dieser Migrationen
und wegen der Beschränkung auf die Top 50 des Landes ist der Index nicht
sonderlich belastbar und eher als grobe Schätzung zu sehen.

Strukturstarke Bundesländer
Wien (2.91), Salzburg (2.33) und Oberösterreich
(1.47) haben einen Index größer als 1. Das heißt, die Stars dieser Bundesländer
konnten zusammen mehr Facebook-Likes lukrieren als es Einwohner im
entsprechenden Bundesland gibt. Für die Bundeshauptstadt ist der Befund wenig
überraschend, dass der Index für Salzburg so hoch ausfällt hingegen schon. Mit
nur rund 545.7000 Einwohnern zählt Salzburg zu den kleineren Bundesländern.
Dennoch schafften es einige Formationen aus Salzburg in das Top 50 Ranking,
teilweise auf hohe Positionen.
Bundesländer mittlerer Strukturstärke
Steiermark (0.70), Tirol (0.62), Kärnten (0.23) und
Niederösterreich (0.21) weisen einen Index zwischen 0 und 1 auf. Den hohen
Index verdankt die Steiermark vor allem Andreas Gabalier, dessen
Facebook-Likes 82.5% der Gesamtzahl ausmachen. Der Index von Niederösterreich
hingegen unterschätzt vermutlich das Potential des Bundeslands, da mindestens
eine Band nach Wien migriert ist.
Strukturschwache Bundesländer
Vorarlberg und Burgenland haben beide einen Index
von 0, da keine Musikformation aus diesen Bundesländern im Ranking vertreten
ist. Für Burgenland wäre eine naheliegende Erklärung, dass Musikschaffende
lieber ins nahe, strukturstarke Wien abwandern.
PopNet 2016 - Update
Der Austausch am PopNet Symposion 2016 war sehr fruchtbar, sowohl für das SRA allgemein,
als auch für die hier präsentierte Arbeit. Neben wertvollen Anregungen
und Hinweisen auf vergessene Musikformationen (insbesondere bezüglich Klassik haben
wir einen blinden Fleck) war eine Erkenntnis besonders wichtig: Um die
Automatisierung der Erhebung brauchen wir uns nicht mehr kümmern - es
gibt sie bereits! The Gap ist uns zuvor gekommen mit ihrem Musicmeter.
Dieses Tool kann aber noch mehr und wird in naher Zukunft in einem Artikel vorgestellt werden.
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