Weiß, kalt und psychodelisch

Hans Platzgumer holt bei seiner Lesung im Rabenhoftheater den Winter zurück. Das SRA war dabei, als er aus seinem neuen Roman "Weiß" las. Eine Geschichte über den Kampf mit dem wohl lebensfeindlichsten Gebiet der Erde.

Hans Platzgumer hat seinen zweiten Roman herausgebracht und das aus diesem Anlass mehr über ihn berichtet wird ist eine normale Medienerscheinung. Bei „Datum“ zierte er kürzlich das Titelblatt. Im Falle Platzgumers hat man nämlich immer was zu sagen. Eine Aufzählung seiner künstlerischen Biographie allein würde schon ein Buch füllen. Für Platzgumer-Recherchen sei hierbei auf diverse Webseiten, allen voran unsere Datenbank selber verwiesen. Das Neueste zuerst: „Weiß“ lautet der Titel seines aktuellen Romans, dessen Antiheld sich als ein Aussteiger anderer Art in die Arktis begibt. Er möchte sich dort schlafen legen, sich aus dem Weltlauf wegfrieren lassen. „Die Eiskristalle reflektieren unscharfe Lichtbündel. Das Licht hat kein Zentrum. Es ist überall“ – in Stakkato-Art inspiriert Platzgumer unser inneres Auge für die verschiedensten Nuancen von Weiß, Helligkeit und Kälte.

 

Aus Recherchegründen reiste der Autor selbst in die Arktis und schuf gleichzeitig das Hörspiel „Etwa 90 Grad“, das drei Nordpolexpeditionen zum Inhalt hat. Bei seiner Lesung letzten Donnerstag im Rabenhoftheater konnte man ihm diese Erfahrung beinahe ansehen. Ein kontemplativ wirkender Hans Platzgumer las als Erzähler aus „Weiß“ vor. Die beiden Schauspieler Sylvie Rohrer und Markus Hering übernahmen die anderen Rollen. Die Vereinigung von Autor mit seiner Hauptfigur auf der Bühne ließ eine erneute Faszination für das schon Gelesene aufkommen. Platzgumer wurde mit seiner in sich gekehrten Erscheinung und gleichzeitigen Exponiertheit vor dem Publikum die Projektionsfläche und das Gesicht von Sebastian Fehr, dem tragischen Helden in „Weiß“.

 

Gott sei Dank bewies uns Platzgumer nach der Lesung, dass Sebastian Fehr nur sein symbiotisches Produkt ist und gab gutgelaunt eine Darbietung seines anderen, nämlich musikalischen Schaffens. 40 Minuten psychodelisches Gitarrensolo mit verzerrenden Untermalungen und fantastischen Visuals holten uns nach der Pause wieder ins Platzgumer-Universum zurück. Der Mann kann sogar Soundtracks für Romane produzieren, die einem die Bilder diesmal durch die Ohren fließen lassen. Als Draufgabe bekamen wir von Platzgumer persönlich nach dem Auftritt noch vier CDs mitgegeben, um den Archivhunger zu stillen. Talentiert, kreativ und herausragend zu sein reicht ihm nicht - nett ist er auch noch.

Bei einem derartig produktiven Künstler dürfen natürlich diverse Auszeichnungen nicht fehlen. Unter anderem erhielt Hans Platzgumer 2006 den österreichischen Emil-Berlanda Preis für Zeitgenössische Musik. Erschienen ist das Buch "Weiß" im Skarabaeus Verlag.

 

LINKS: 

 

http://www.skarabaeus.at/

 

http://www.platzgumer.net/