Ritornell

»Aquarium Eyes«­
article_7083_ritornell_180.jpg

Ritornell

»Aquarium Eyes« - Karaoke Kalk//Morr Music

Text: Heinrich Deisl | 04.06.2013

2009 war ebenfalls auf Karaoke Kalk das Debüt »Golden Solitude« des österreichischen Duos Ritornell erschienen. In der Zwischenzeit haben Richard Eigner und Roman Gerold eine DVD über ein Buch von Elfriede Jelinek und Kollaborationsarbeiten mit Bodo Hell und Robert Seidel durchgezogen. Für ihre zweite Platte wurde Patrick Pulsinger als Produzent ins Boot geholt. »Eyes« ist feingliedriger, experimenteller Jazz-Pop, bei dem für ein Cover von »In Every Dream Home A Heartache« genauso Platz ist wie für ein zwanzigköpfiges Spieluhren-»Orchester«. Mit Gesangsbeiträgen von Didi Bruckmayr und besonders von Mimu, deren Stimme mich an Cherry Sunkist und Björk denken lässt, wird »Eyes« mit Klavier, Kontrabass, Vibraphon, Kalimba und Akkordeon sowie deren elektronischer Verfremdung zu einem Jazz-Kammermusikstück, das sich besonders bei der Roxy-Music-Nummer zu einer Leistungsschau mehrdeutiger Popstrategien verdichtet. Es ist als stünde man in einer namenlosen Bar irgendwann kurz vor Morgengrauen und von der Bühne her kündet die Musik von den Unzulänglichkeiten des Lebens. Das ist Blues mit den Mitteln aktueller Improvisation. Ende Juli spielen Ritornell am Wiener Popfest. Auf jeden Fall hingehen.


Text: Heinrich Deisl | 04.06.2013