"Uzzi Förster" - Ein Wiener Leben Lebenslauf 1930 Am 2. März [als Ulrich Förster] in Wien geboren. Vater Emil war Enkel des Ringstraßenarchitekten Ludwig von Förster und Sohn des Architekten Emil von Förster (Palais Todesco, Ringtheater etc), Mutter [Lilith geb. Lang] Verwandte von Hofmannsthals, Tochter der Frauenrechtlerin Marie Lang, geb. Wisgrill, Schwägerin der Tänzerin Grethe Wiesenthal. 1937 Begin der Musikausbildung (Klavier, Blockflöte), später Klarinette und Saxophon. Besuch der Neulandschule, Jugendfreundschaft mit Otto Schenk. Eislaufverein, später Eisschnellauf und Eisjockeytraining (Eishockey-Mannschaft WEV). 1941-1945 Diverse Gymnasien in Wien, häufiger Schulwechsel durch "rassische" Probleme, 1944 vorübergehend in Schlesien (Liegnitz). Weigerung, der Hitlerjugend beizutreten, in den letzten Kriegswochen bei Grethe Wiesenthal im Keller versteckt. Erste Begegnung mit Jazz durch Schwarzhören. 1944 Tod des Vaters. 1945-1946 Akademisches Gymnasium, Gymnasium Kundmanngasse 1947 Musikakademie, Studium bei Prof. Vlach, privat bei Prof. Sokolovsky (Cembalo, Barockmusik). Als Klarinettist Gründung der ersten Jazzband. Jugendmeister im 500m Eissschnellauf. 1948 Engagements bei Wien-Film als Filmmusiker. Aufnahme von 10 Schellacks bei Viennola unter der Leitung von Trummy Young. 1949 1x wöchentlich Jazzkonzerte im Cafe Landtmann (heutige Tribüne) mit eigener Band unter der Mitwirkung von Alexander Jenner, Hans Koller, Roland Kovacs etc. 1950 Konzerte in Wien. Großveranstaltungen am Heumarkt. "Idol" der Wiener Jugend. "Star". 1951-1952 Erste Bekanntschaft mit der Wiener Künstlerszene. Musik - siehe Folge 20 von Österreich II von Hugo Portisch - im berühmten "Strohkoffer", dem Treffpunkt der Wiener Kunstszene. Bekanntschaft mit Fruhmann, Rainer, Hundertwasser, Fuchs, etc. 1951 Aufenthalt in Südfrankreich und Paris (Existenzialistenszene), in Juan Les Pins Mitwirkung bei "Le Soir de Sidney Bechet" mit damals berühmten Persönlichkeiten der Show-Szene. 1952 Zum Studium in die USA (University of Illinois), Musik, Jazz, Saxophon. Ein Jahr Aufenthalt in Chicago und New York, Connection mit der dortigen Jazzszene, diverse Mitwirkungen. Umstieg auf Saxophon. Zurück nach Österreich. Tod der Mutter. 1953 Selbständiger Jazzmusiker, diverse Engagements in Österreich. 1954 Heirat mit Vera Kocovic, damals Model bei Adlmüller. Erste Engagements in Deutschland. 1955-1959 Tourneen und Engagements in der Bundesrepublik, Bandleader mit starker Auswirkung auf die dortige Jazzszene, stilistisch prägend, viele Jazzmusiker von heute haben bei Uzzi Förster angefangen und gelernt. Immer wieder Rückkehr nach Wien, Auftritte in den damals führenden Jazz-Lokalen, u.a. mit Lionel Hampton, dem Modern Jazz-Quartett und Ella Fitzgerald, Fatty George, Bill Grah, Oskar Klein, Willi Meerwald, Joe Zawinul u.v.a. 1955 erster und letzter TV-Live-Auftritt in Österreich bei Günther Schifter. Zu progressiv. Scheidung von Vera. Lokalpachtung "Domino", Krugerstraße, Auftritte mit Friedrich Gulda. 1960 Rückkehr nach Wien. Heirat mit Gudrun Zimmermann, aus alteingesessener Aachener Familie, Geburt der Tochter Niki. Beginn einer "bürgerlichen" Berufslaufbahn als kaufmännischer Angestellter, mit Felix Dvorak, Werner Ploner und dem "Verbrecher" Schandl drei Jahre bei Elekrohansa. 1961-1963 Daneben laufend Auftritte in den Jazzclubs, Kontakt mit der Wiener Kunst- und Literaturszene. 1964 Pachtung des Lokalkellers "Chattanooga" am Graben. "s'Nugerl" ist kurzzeitig Mittelpunkt der damals entstehenden Wiener Aktionismus-Szene. Veranstaltung von Aktionen von Brus, Mühl, Rühm, Achleitner. Besondere Freundschaft mit Konrad Bayer. Wechselseitige künstlerische Beeinflussung. 1965-1968 Mischung "bürgerlicher" Berufe und Musik, Jazzveranstaltung sowie Teilnahme an künstlerischen Aktionen der Wiener Szene. Eigenproduktion "Uzzi Förster's First Christkindl-Show" im Künstlerlokal "Voom-Voom". Scheidung von Gudrun Zimmermann, die seit damals das einzige Jazz-Lokal in Aachen führt. 1968 Auftrag der Stadt Wien zur Eröffnung der Fußgängerzone Kärtnerstraße-Graben die musikalische Untermalung zu schaffen. Toncollage, 2 st., Text und Musik: Uzzi Förster. 1969 Erste Langspielplatte "Infant Sound", eine Eigenproduktion mit - damals erstmalig in der Welt - neuartiger Technik: Alle Instrumente (nur eigenen Kompositionen), Klavier, Saxophon, Baß, Schlagzeug, Bongos, Okarina, Flöte, Gesang, wurden von Uzzi Förster ganz allein gespielt und zusammenkopiert. Großer Erfolg und Aufsehen. Wirkte befruchtend auf die Musikszene. 1970 Zweite Langspielplatte "Udrilitten" in hauptsächlich der gleichen Technik, mit Fritz Ocmec, und Albert Mair. Mitwirkung im Film "Change" von Wolfgang Bauer. Erstes Arkadenhof-Konzert im Wiener Rathaus. 1971-1976 Freiberuflich als Musiker tätig. Diverse Engagements bei den Wiener Festwochen, z.B. Wolfgang Ambros' "Fäustling" im Zwanzgerhaus, sowie Plattenaufnahmen diverser Produktionen. 1971 Platte mit Helmut Qualtinger "Es ist ein gutes Land". Zusammenarbeit mit Peter Turrini und Dolores Schmidinger bei Literatur-Veranstaltungen im Voom-Voom. Auftritte bei den Festspielen auf Schloß Porcia, Kärnten, unter der Regie von H. Wochinz, sowie bei den Avantgarde-Musiktagen in Viktring, Kärnten. Mehrere Konzerte im Arkadenhof des Wiener Rathauses. 1976 Jazzkonzerte in den Häusern der Begegnung mit Fritz Pauer, Art Farmer, Fatty George u.a. 1977 Mitwirkung beim Theater im Burgenland, Kindertheater-Tournee. 1977-1988 Gründung der Ulrich-Förster Ges.m.b.H. zum Betrieb eines kleinen Jazz-Cafés im 6. Wiener Gemeindebezirk. 1979 letztes großes Konzert im Mozartsaal des Konzerthauses, internationale Musiker wie Kirk Lightsey und Joe Ney werden eingeflogen. 1984 zwei Konzerte bei der Art-Club-Ausstellung im Zwanzgerhaus, sowie allerletzter Auftritt als Saxophonist. Ende der Karriere aus gesundheitlichen Gründen (Lungenemphysem). Seit 1977 Angestellter der Ulrich Förster Ges.m.b.H. 1989 "arbeitslos". Im April Diagnose Leberzirrhose 1990 seit 2.3.1990 Pensionist mit Ausgleichszulage 1992 am 30.11. Verleihung des Silbernen Ehrenzeichens der Stadt Wien 1995 für Lebertransplantation vorgemerkt. Tod am 22. 6. 30.6. Begräbnis in der Familiengruft "Wisgrill" am Grinzinger Friedhof.